Die Nachhaltigkeit des Hobbys, oder: Der CO2-Fußabdruck von Rollenspiel, Tabletop und LARP

Einführung

Auch wenn Fragen der Nachhaltigkeit in der öffentlichen Diskussion einen deutlich weniger großen Raum einnehmen als noch vor zwei oder drei Jahren, hat sich an den grundlegenden Fragestellungen rund um Nachhaltigkeit nichts verändert. Und unverändert mag sich der ein oder andere die Frage stellen, ob sein (unser!) Hobby, sei es in der Ausprägung des Pen & Paper-Rollenspiel, oder in Form von Tabletop oder LARP „nachhaltig“ ist.

Mit Nachhaltigkeit ist hier natürlich nicht wirtschaftliche Nachhaltigkeit gemeint (= können die Verlage weiter existieren?) noch demographische (= wird es morgen noch Spieler geben?), sondern die ganz große Frage: Tragen unsere Hobbys zur Erderwärmung bei und erschweren sie so möglicherweise die künftige Bewohnbarkeit des Planeten?

Diese Frage wird regelmäßig am CO2-Ausstoß (oder dessen Äquivalents) festgemacht, da es die Abstrahlung der auf die Erde treffenden Wärme verhindert. Dies im Blick ist es damit naheliegend, zu fragen, wie viel CO2 – oder dessen Äquivalente (CO2e) – durch diese Hobbys erzeugt wird. Nicht im Blick habe ich andere mögliche Umweltprobleme, wie Abfall, auch aus der Produktion, Wasserverbrauch und dergleichen mehr. Auch die Entsorgung der Hobby-Produkte bleibt unberücksichtigt, da die meisten ohnehin Sammelobjekte sind.

Vorbemerkung

Im Folgenden gehe ich auf die Nachfrageseite ein. Ich überlege also, wie viel CO
2 durch den Hobbyisten entsteht. Hierbei unterstelle ich implizit, dass ein Verzicht auf die Hobbytätigkeit CO2 einsparen würde. Das ist natürlich regelmäßig nicht so: Nur weil ein Rollenspieler sich entschließt, ein Rollenspielbuch nicht zu kaufen, wird die Auflagenhöhe des Buches nicht verändert werden. Das Angebot ist also zunächst konstant und die Verhaltensänderung des einen Rollenspielers hat überhaupt keinen Effekt auf den CO2-Ausstoß.
Noch deutlicher wird dies bei der Betrachtung, die ich weiter unten anstelle und Fahrtkosten zum Rollenspieltermin ins Auge fasse. Der Bus, mit dem der dort genannte Beispielrollenspieler zum Spieltermin fährt, wird auch fahren, wenn der Spieler zuhause bleibt. Auch hier bleibt das Angebot konstant.
Man könnte nun meinen, der Beispielrollenspieler könnte CO2 verhindern, wenn er sich entschließt, nicht mit einem Pkw zum Rollenspieltermin fährt. Aber auch das ist nicht der Fall: Die Menge des geförderten Mineralöls (das Angebot) ist auch hier konstant – es wird nur anderswo verbraucht.
Eine Minderung des Angebots erfolgt nur, falls die aggregierte Nachfrage deutlich zurückgeht. Bei deutschsprachigen Rollenspielprodukten ist dies denkbar, weil der Markt recht klein ist – entschlössen sich einige duzend Spieler, keine Rollenspielbücher mehr zu kaufen, kann dies bereits eine Minderung des Angebots mit sich bringen. Da auch Nachfrage nach Vorprodukten wie Papier oder Druckleistungen gerade grundsätzlich rückläufig ist, würde hierdurch wohl tatsächlich weniger CO2 emittiert werden.
Bei großen Märkten ist es anders. Gerade der Mineralölmarkt ist sehr groß und global, so dass selbst Nachfragerückgänge ganzer Wirtschaftsräume in der Regel keinen Effekt auf das Angebot haben – andere Wirtschaftsräume ersetzen vielmehr die Nachfrage.
Gleichwohl: Obgleich mir diese Aspekte bekannt sind, setze ich mich im Folgenden hierüber hinweg und betrachte nur die Nachfrageseite.
Darüber hinaus versuche ich, Grenzemissionen zu betrachten. Damit sind Emissionen gemeint, die durch die Hobbyttätigkeit zusätzlich entstehen. Das ist meist wenig problematisch. Bei Mehrzweckgütern verhält es sich anders: Hier bleibt die CO2-Emissionen aus der Herstellung und des Kaufs von zum Beispiel Fahrzeugen, elektronischen Geräten oder Sitzmöbeln außer Betracht. Ich unterstelle, dass man diese Güter ohnehin vorgehalten werden, komme aber (auch) hier nicht ohne Ermessen aus.

Mir sei der Hinweis gestattet, dass ich kein Klimaexperte bin. Allerdings sprach in der Vorbereitung dieses Beitrags mit einigen Leuten, die sich teilweise auch beruflich mit Nachhaltigkeitsfragen befassen. Problematisch ist schon, dass der Begriff des CO2e-Fußabdrucks nicht eindeutig definiert zu sein scheint. Zudem musste ich für die nachfolgenden Recherchen zahlreiche unterschiedliche Quellen heranziehen, die mit Sicherheit nicht alle dieselbe Ermittlungsmethodik verwenden und zudem teilweise auch nicht mehr aktuell sind oder sein müssen. Häufig fand ich auch nur eine Quelle und konnte deren Qualität nicht überprüfen. In anderen Worten: Der Beitrag ist sicherlich in vielerlei Hinsicht angreifbar. Dessen bin ich mir bewusst – und habe die nachfolgenden Passagen so ordentlich verfasst, wie es mir möglich war. Korrekturen und Hinweise nehme ich gerne per E-Mail auf.

Ich habe mir zunächst überlegt, welche Inputfaktoren für Rollenspiel, Tabletop und LARP benötigt werden. Im Wesentlichen dürften dies sein:

  1. Bücher
  2. Figuren (und Würfel)
  3. Kleidung (für LARP)
  4. Metallrüstungen
  5. Farben und Klebstoffe
  6. Transport
  7. Internetinfrastruktur

Für LARP-Waffen konnte ich keine Daten finden – auch keine, die ich hilfsweise hätte verwenden können. Sie fehlen daher.

CO2e-Emissionen beim Herstellen von Büchern

Die Produktion eines Hardcover-Buches mit 300 Seiten (also z.B. dem Zoo-Botanica Aventurica) geht mit CO2e-Emisionen von 1,2 kg einher. Für ein Softcover-Buch mit 200 Seiten (z.B. dem Mächte der inneren Sphäre) fallen 1,1 kg CO2e an. Hierbei muss aber gesehen werden, dass Rollenspielbücher, auch die genannten, oft im DIN A4-Format erscheinen. Ich gehe davon aus, dass die Angaben der Quellen eher auf ein Romanformat abzielen (also höchstens DIN A5) und die CO2e-Emissionen daher bei Rollenspielbüchern höher liegen dürften; mutmaßlich um den Faktor zwei.

Rollenspielbücher werden vermehrt in Farbe gedruckt. Während bei einem Schwarz-Weiß-Druck rund 1-3 % der CO2e-Emmissionen auf Druckfarbe entfallen, sind dies bei Farbdrucken rund 23 %. Wenn man, was für mich schlüssig ist, davon ausgeht, dass die vorstehenden Zahlen (1,3 kg CO2e-Emissionen für die Produktion eines Hardcover-Buches mit 300 Seiten und 1,1 kg für ein Softcoverbuch mit 200 Seiten) auf schwarz-weiß gedruckte Bücher Bezug nehmen, wachsen diese Zahlen auf rund 1,4 kg bzw. 1,3 kg je 300- bzw. 200-Seiten-Buch. Oder, falls man mir folgt und annimmt, dass Rollenspielbücher aufgrund ihres Formats einen etwa doppelt so hohen CO2-Abdruck haben, ergeben sich 2,8 kg für ein 300-Seiten-Hardcover-Rollenspielbuch in Farbe oder 2,6 kg für ein 200-Seiten-Softcover-Rollenspielbuch in Farbe.

Meine 14 DSA 4-Wege-Bände (jeweils rund 300 Seiten) sind zwar schwarz-weiß gedruckt, sind aber demnach mit einem CO2-Fußabdruck von etwa 2,4 kg x 14 = 33,6 kg produziert worden.

Deutlich besser sieht es aus, wenn elektronische Bücher verwendet werden. Falls man diese auf einem Gerät liest, dass man auch unabhängig vom Rollenspiel schon besitzt, sind die Grenzemissionen aus dem Herunterladen einer weniger Megabyte nahe null.

Andernfalls müssen Transport- und Logistikkosten beachtet werden – siehe dazu weiter unten.

CO2e-Emissionen beim Herstellen von Miniaturen

Plastikfiguren werden aus Rohöl hergestellt. Abhängig von dem verwendeten Plastik liegt der CO2e-Ausstoß pro Kilogramm produzierter Plastikfiguren bei rund 2 kg. Miniaturen im Speziellen werden regelmäßig aus High Impact Polystyrene („HIPS“) hergestellt. Hier liegt der CO2e-Abdruck bei rund 3,36 kg pro Kilogramm HIPS‘.

Bei Resin-Miniaturen betragen die CO2e-Emissionen zwischen 3,61 und 4,99 kg pro Kilogramm Miniaturen, abhängig davon, wie biegsam das Resin ist (biegsamer ist weniger nachhaltig). Die meisten Figuren sind meines Erachtens eher weniger biegsam, weshalb ich 3,61 kg CO2e-Emissionen pro Kilogramm Miniaturen wähle.

Vor allem ältere Miniaturen bestehen aus Hartzinn, dass aber in weiten Teilen aus Zinn besteht. Hier ist die, zumindest mir zur Verfügung stehende, Datenlage besonders dürftig. Das im Blick habe ich folgendes recherchiert: Pro Tonne produziertem Raffinadezinn fallen 2 bis 2,5 t CO2e-Emmissionen an. Pro Kilo Zinn sind dies damit 2 bis 2,5 kg CO2e-Emissionen pro Kilogramm. Dieses muss noch verarbeitet werden. Für Gusseisen (!) betragen die CO2e-Emmission 2,5 t pro t Eisen (mithin 2,5kg CO2e pro Kilogramm Eisen). Der Schmelzpunkt bei Eisen liegt jedoch bei 1.538°C; der von Zinn schon bei 232 °C. Die CO2e-Emissionen bei der Zinngießerei dürften also erheblich geringer sein. Das Bild ändert sich jedoch, wenn man bedenkt, dass Hartzinn eine Legierung ist, die zwar Großteils aber nicht ausschließlich aus Zinn besteht. Praktisch immer beigemischtes Kupfer hat einen Schmelzpunkt von 1.085°C. In der Summe käme man damit auf 4,5 bis 5 kg CO2e-Emmissionen pro kg Miniaturen. Eine andere Quelle weist für verarbeitete Metalle einen CO2-Fußabdruck von 4,4 kg pro Produktkilogramm aus (allerdings mit einer hohen Unsicherheit). Das liegt etwas in der gleichen Größenordnung aber etwas niedriger, was an dem geringeren Schmelzpunkt des Hartzinns liegen könnte. Daher wähle ich 4,4 kg CO2e-Emissionen pro kg Metallminiaturen als Annahme.

Was heißt das nun? Die nachfolgende Tabelle rechnet beispielhaft für Mechs (Battletech) und Warmahordes-Modelle (PrivateerPress/Steamforged Games) CO2e-Emissionen pro Figur aus. Zur Gewichts- bzw. Masseermittlung habe ich mehrere Figuren gewogen und das arithmetische Mittel bestimmt, das sich in der zweiten Tabelle wiederfindet. Gerade Resin-Figuren hatte ich kaum, dann ist entsprechen „n.v.“ (nicht verfügbar) vermerkt.

Quelle: Eigene Berechnung.

Die Werte mögen klein erscheinen – allerdings besteht eine Armee aus zahlreichen Figuren. Eine Battletech-Lanze etwa kommt mit vier Miniaturen daher. Das wären damit 47 g x 4 = 188 g CO2e-Emissionen. Sind die Figuren aus Metall, so ergeben sich über 800 g CO2e-Emissionen.

Die Blindwarter Congregation All-in-One-Army-Box kommt mit 35 Plastikfiguren einher, die, gemäß der obigen Zahlen, mit gut 4 kg CO2e-Emissionen einhergehen.

Im Übrigen: Ein Plastik-W6 wiegt übrigens rund 4 g, ein Plastik-W20 rund 6 g. Ihre jeweiligen CO2e-Fußabdrücke liegt daher bei rund 13 g und rund 20 g.

CO2e-Emissionen beim Herstellen von LARP-Kleidung

Die Quellen, die sich mit dem CO2-Abdruck von LARP-Kleidung im Speziellen befassen, sind erwartungsgemäß non-existent.

Zum Glück aber gibt es zahlreiche Quellen für normale Kleidung, die, zumindest bei der Unschärfe, die ich hier in Kauf nehmen (muss), übertragbar sein dürften – zumal offenbar der größte Teil des CO2e während der Herstellung des Stoffes emittiert wird. Interessant auch: Dass bei LARP-Kleidung Kunstfasern wie Polyester praktisch keine Verwendung finden, reduziert das emittierte CO2e. Wolle demgegenüber hat einen größeren CO2-Fußabdruck als selbst Polyester – und wird beim LARP oft verwendet.

Im Durchschnitt über alles werden offenbar rund 600g CO2e pro Baumwoll-Kleidungsstück bei der Produktion emittiert. Dieselbe Quelle kommt aber zum Ergebnis, dass nur ein T-Shirt einen CO2e-Fußabdruck von fünf bis 11 kg habe – die Standardabweichung muss demnach groß sein. Das mag aber stimmen, wenn auch Socken und andere sehr kleine Kleidungsstücke bei der Durchschnittsbildung, welche die 900g zu Folge haben, berücksichtigt werden.

Eine andere Untersuchung misst bis einschließlich der Herstellung knapp 4 kg CO2e pro T-Shirt aus Baumwolle.

Das T-Shirt erfreut sich daran, ein beliebtes Untersuchungsobjekt zu sein. Allein – es wird auf LARPs wenig getragen. Es muss also eine mehr oder weniger tragfähige Analogie hier.

Ein T-Shirt wiegt zwischen 200 und 350 Gramm (Kurzarm, Spannbreite über beide Geschlechter). Eine (normale) Hose wiegt laut derselben (auch hier im Durchschnitt über beide Geschlechter), 450 g. Von einem LARP-Ausstatter weiß ich, dass eine Tunika 500 g wiegt. Ein Bademantel, der hier als Magierrobe herhalten soll (wie in der Anfangszeit des LARP), wiegt durchschnittlich 525 g.

Nimmt man die 4 kg CO2e-Emission für ein T-Shirt als Grundlage, kann man die CO2e-Emissionen der anderen Kleidungsstücke hilfsweise errechnen:

Quelle: Eigene Berechnung.

Die Rechnung unterschlägt sicherlich zahlreiche Feinheiten, allen voran (aber nicht abschließend!) die Stoffdichte und die Stoffart – beim LARP ist Baumwolle eher für Standardware üblich; hochwertigere LARP-Kleidung ist eher aus Wolle, Leinen oder – bei edlen Gewändern – Brokat, Samt oder Seide. Zudem bleiben, auch in Folgenden, kleinere Teile der Kleidungsstücke, die aus einem anderen Material gefertigt sind, wie hier Metall- (oder Plastik-) außer Betracht.

Ein anderer, sehr wichtiger Rohstoff für LARP-Ausrüstung ist Leder. Dessen CO2e-Fußabdruck kann auf verschiedene Arten ermittelt werden, die von einem numerisch negativen CO2-Fußabdruck (da Leder als Abfallprodukt gesehen wird, dessen Verwendung Müll vermeidet) über einen neutralen (gleiche Argument, allerdings wird die Bindung des CO2 in Produkten nicht berücksichtigt) bis zu einem numerisch positiven Beitrag. Ich folge hier der Alternative 3 – schon allein deshalb, weil ich mir kaum vorstellen kann, dass LARP-Lederprodukte aus Lederabfällen der Lebensmittelindustrie hergestellt werden. Demnach geht eine Lederjacke bis zur Produktion mit einem CO2e-Fußabdruck von 212 kg einher.

Eine Lederjacke wiegt 700 g. Analog zu der oberen Rechenmechanik kann daher der CO2-Fußabdruck anderer Lederprodukte berechnet werden (die Masseangaben stammen von LARP-Ausstattern):

Quelle: Eigene Berechnung.

Ein Einstiegs-LARP-Kriegerausrüstung mit Schuhen, Gürtel, Lederrüstung, Gürtel mit Tasche, Tunika und Hose sowie einen Paar Lederarmschienen kommt damit auf einen CO2-Fußabdruck von einer guten Tonne.

Mindestens eine LARP-Waffe bräuchte unser Krieger auch noch – hier war mir aber, wie geschrieben, nicht mal eine ähnlich überschlägige Ermittlung CO2-Fußabdrucks möglich.

CO2e-Emissionen beim Herstellen von LARP-Metallrüstungen

Weltweit werden pro Tonne produziertem Stahls 1,85kg CO2e emittiert. Für LARP-Produkte dürfte die Zahl etwas höher sein, weil diese oft in Ländern hergestellt werden, wo Stahl weniger CO2-arm hergestellt wird. Für verarbeiteten Stahl liegt der CO2-Fußabdruck nach meiner Lesart bei 3,29 kg CO2e pro Kilogramm verarbeiteten Stahls.

Damit ergibt sich für verschiedene LARP-Rüstungen, wobei ich die Masseangaben bei verschiedenen LARP-Händler-Onlineshops fand, folgendes:

Quelle: Eigene Berechnung.

Lassen wir unseren Einstiegs-LARP-Krieger nunmehr zum schweren Söldner werden und ersetzen die Lederrüstungsteile durch den Kürass mit Tasseln, Schultern, Arm- und Beinschienen sowie einem Schaller beträgt demnach der CO2e-Fußabdruck der Verkleidung noch knapp 280 kg.

Brünierungen, andere Metalle und Edelstahl bleiben hierbei außen vor.

CO2e-Emissionen beim Herstellen von Farben und Klebstoffen

Farben und Klebstoffe werden sowohl für den Zusammenbau von Figuren als auch auf die Bemalung derselben benötigt. Aber auf viele LARP- Accessoires wollen bemalt oder geklebt werden.

Die von mir gefundene (veraltete) Quelle gibt CO2e-Emissionen von 1,7265 kg pro Liter Farbe oder Lack wieder. Ein Army-Painter-Fläschchen kommt mit 18 ml daher. Das 102-Fläschchen-Set umfasst also gut 1,8 Liter Farbe. Damit kann man wirklich viele Figuren bemalen! Diese Farbenmenge geht demnach mit Emissionen von rund 3,17 kg CO2e einher.

400ml-Dosen für Grundierung und Klarlack gehen demnach mit weiteren 1,38 kg CO2e einher. Hierbei sind die Fläschchen, Dosen und andere Verpackungen nicht mitgerechnet.

Sekundenkleber ist ein reaktiver Klebstoff. Für diesen fallen in der Herstellung pro Kilogramm 4-10 kg CO2e an. Eine Tube Sekundenkleber mit 20g hat daher einen CO2e-Fußabdruck von 14g CO2e (Mittelwert).

Für den Einsatz beim LARP sind die Mengen größer. Pinsel und weiteres Verbrauchsmaterial kommen noch dazu. Ich möchte auf diese Möglichkein hinweisen, um Zewa-Tücher zu sparen.

CO2e-Emissionen beim Transport

Transport umfasst hier zwei Aspekte:

  1. den Transport aller vorher erwähnten Waren zum Kunden
  2. die Fahrt des Hobbyisten zum Spielort.

Zum Glück lässt sich dies in beiden Fällen leicht mit CO2e-Rechnern bestimmen. Ich habe den Emission Calculator verwendet.

Ad a)

Für den Transport eines Standardcontainers Fracht von Chongqing  (etwa in der Mitte Chinas) mit dem LkW nach Shanghai und von dort mit dem Schiff nach Hamburg sowie schließlich mit dem Lkw nach Kassel (etwa in der Mitte Deutschlands) fallen demnach gut 2800 t CO2e an. Bei einer Tonne sind es noch rund 270 t CO2e und bei 1 kg schließlich rund 300 g.

Hierbei kommt der in der Vorbemerkung skizzierte Gedanke zum Tragen: Die Nachfrage nach nur einem Kilogramm trägt eben auch zu dem Transport einer Tonne und eines Containers bei.

Ad b)

Die Fahrt zum Spielort kann mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (ohne Taxi) oder mit emissionsfrei (Fahrrad, per pedes…) oder mit einem individuellen Kraftfahrzeug erfolgen. Der durchschnittliche Neuwagen emittiert 112,2 g CO2e pro Kilometer. Hierbei spielen allerdings Elektrofahrzeuge eine Rolle (bei denen nicht gesagt ist, dass der Strom CO2e-frei hergestellt wurde). Zudem werden nur wenige Hobbyisten einen Neuwagen fahren. Die gleiche Quelle zeigt eine Graphik, nach der sich für in den letzten Jahren zugelassene benzinbetrieben Pkw ca. 125 g CO2e pro Kilometer ergeben und für Dieselfahrzeuge ca. 130 g.

Bei Verwendung der öffentlichen Verkehrsmittel (ohne Taxi) sind in der Regel geringere Emissionen zu erwarten – das hängt allerdings von der Auslastung ab. Ein zu 16% ausgelasteter Diesel-Bus liegt bei rund 41% der CO2e-Emissionen eines benzinbetriebenen Pkw mit einer Person. Eine zu 17% besetzte U-Bahn liegt analog bei 21%.

Damit kann sich jeder seinen CO2-Fußabdruck pro Fahrt zum Spielort errechnen.

Beispielhaft könnte man einen Rollenspieler annehmen, der 20 km zum Spielort mit einen Benzinfahrzeug fährt. Die Gruppe träfe sich zweimal im Monat. Pro Monat fallen dann 20 km pro Fahrt x 2 Fahrten x 2 Termine x 125 g CO2e pro km = 10.000 g = 10 kg an.

Nach drei Monaten hat unser Spieler damit fast so viel CO2 emittiert, wie seine komplette DSA4-Regionalspielhilfensammlung bei der Herstellung ausgemacht hat.

Führe er mit der U-Bahn, so ergäben sich, wenn man die obenstehenden Annahmen verwendet und der Quelle vertraut, nur 2,1 kg CO2e pro Monat.

Fährt unser Spieler mit seinem Pkw auch mal auf eine LARP, das 200 km weit entfernt liegt, so emittiert er allein durch Hin- und Rückfahrt 50 kg CO2e. Falls er den schweren Söldner von oben spielt, sind das knapp 18% dessen, was bei der Herstellung seiner Verkleidung an CO2e emittiert wurde.

CO2e-Emissionen durch die Internetinfrastruktur

Diese Komponente kommt vor allem zum Tragen, wenn zum Spielort nicht gefahren wird, sondern das Spiel per Videoschalte stattfinden soll. Dies dürfte vor allem für das Pen & Paper-Rollenspiel relevant sein.

Die CO2e-Emissionen sind vor allem abhängig davon, über welche Technologie die Verbindung zum Internet aufgebaut wird. Bei einer Verbindung über Glasfaser sind es pro Teilnehmer an einer HD-Videokonferenz nur 2 g CO2e pro Stunde. Bei einer Einwahl über das Mobilfunknetz sind die Emissionen höher, wobei UMTS mit 90 g CO2e pro Stunde am meisten ins Kontor schlägt. Die neueren Technologien LTE und 5G sind mit 13 und 5 g CO2e deutlich besser.

Damit ergibt sich, dass ein Rollenspieltermin von sechs Personen über vier Stunden per Kupferkabel (4 g CO2e pro Stunde) mit 96 g CO2e einhergeht. Hierbei kommen noch die Emissionen aus der Nutzung der elektronischen Geräte hinzu.

Deutlich wird: Selbst, wenn diese Gruppe, wie unser Spieler, der mit dem Pkw zum Rollenspiel fährt, auch zweimal im Monat spielt, liegen die CO2e-Emissionen der ganzen Gruppe mit 192 g für alle deutlich unter den 10 kg, die für unseren per Pkw fahrenden Spieler allein anfallen.

Schlussbetrachtung

Im Rahmen dieser, wenn auch grobkörnigen, Recherche wurden mir manche Überraschungen zuteil. Ich erwartete beispielsweise, dass die Plastikfiguren beim Tabletop sehr umweltschädlich seien. Zumindest mit Blick auf den CO2-Fußabdruck ist dies aber weniger der Fall, als erwartet. Gleichwohl fallen auch hier hohe CO2e-Emissionen an, wenn man viele Figuren hat.

Ich könnte mir aber vorstellen, dass durchschnittlich Pen & Paper-Rollenspiel schädlicher in Bezug auf CO2e-Emissionen ist als Tabletop – jedenfalls, wenn man die Bücher in physischer Form erwirbt und nicht als eBook.

Liverollenspiel schlägt völlig aus, was die CO2e-Belastung angeht. Gerade Lederprodukte sind, aufgrund der Tierhaltung, insofern sehr schädlich.

Dies wird verstärkt dadurch, dass das Aufsuchen des Spielortes auch mit hohen Emissionen einhergeht, vor allem, wenn man mit dem Pkw unterwegs ist. Das dürfte beim LARP der Regelfall sein.

Was kann man also tun, wenn man hier sein Verhalten ändern möchte?

Vor allem ist es dann angezeigt, weniger neue Produkte nachzufragen. Der beim Tabletop übliche Grundsatz „Haben ist besser als brauchen“, der zum „Pile of Shame““ führt, ist hier also gerade nicht anzuraten.

Vieles lässt sich zudem gebraucht erwerben. In diesem Fall ist nur mit geringen CO2e-Emissionen für den Versand zu rechnen. Auch sollte man die Produkte möglichst lange verwenden. Da deren Nutzbarkeit in der Regel über einen langen Zeitraum gegeben ist, stellt dies insofern kein Problem dar. Auch können, gerade beim LARP, möglicherweise auch alte, anderswo ausgediente Produkte einer neuen Verwendung oder Verarbeitung zugeführt werden.

Neben solchen „Einmal-Ausgaben“ schlägt vor allem die Fahrt zum Spielort bei CO2e-Emissionen zu Buche. Hier sollte möglichst auf CO2e-freie oder zumindest arme Alternativen zurückgegriffen werden. Dies ist vor allem deshalb wichtig, weil diese Emissionen wiederkehrend sind. Im Vergleich hierzu nochmals aus Sicht der CO2e-Emissionen vorziehenswürdig ist, sofern möglich, ein Zusammentreffen per Videoschalte. Dass dies, zumindest für mich, mit Qualitätseinbußen einhergeht, steht auf einem anderen Blatt.