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Die ELF als DSA-Lizenz: Das Ulisses-Abo-Modell?

Was ist die ELF?

Nach der ORC, auf die ich hier, samt Genese einging, besteht schon seit Winter letzten Jahres die Möglichkeit, auch Lizenzen zum Erstellen von Inhalten mit Bezug auf die Spielwelt zu erhalten.

Wir erinnern uns: Die ORC gibt jedem die Möglichkeit, die Regeln DSAs (und anderer Ulisses-Systeme, aber darum soll es nicht gehen) zu verwenden. Die Regeln – nicht aber die Spielwelt. Der (insbesondere kommerzielle) Vetrieb einer Spielhilfe für DSA ist mit der ORC nicht möglich.

Aber – und das ist die DSA-Revolution (wie Arkanil schreibt), genau die ist nun mit der sog. Extended License for Friends, oder kurz, ELF, möglich. Wie funktioniert das Ganze? Zunächst ist es nicht so, dass jeder diese Lizenz erhält, wie es bei der ORC der Fall ist. Vielmehr bedarf es einer expliziten Vereinbarung mit Ulisses, um unter dieser Lizenz tätig zu sein. Details werden hier erläutert; mir selbst liegt die ELF, oder ein Entwurf selbiger, nicht vor.

Ist man Lizenznehmer unter der ELF kann es losgehen und es können nicht-kanoische DSA-Inhalte publiziert werden. Patric Götz vom Uhrwerk Verlag ist offenbar bereits Lizenznehmer (wenn auch wohl auf etwas anderer, aber vergleichbaren, Grundlage) und kann hierdurch neue Myranor-Produkte herausbringen. Das finde ich als Spieler großartig! Herzlichen Dank vorab an alle, die dies ermöglichen!

Damit aber nicht genug: Ebenfalls über den Uhrwerk Verlag wurde ein Crowd Funding für die deutsche Ausgabe des schwedischen Rollenspiels Dragonbane aufgelegt. Aber: Als optionales Produkt kann man einen Band für die Grüne Ebene, einer DSA-Region, dazubestellen. Die Redaktion dieses Bandes wird von den DSA-Alt-Autoren Eevie Demirtel und Thomas Römer verantwortet.

Nun kann man zum einen Patric Götz’ Chuzpe in den Vordergrund stellen: Hierdurch werden viele (so auch ich) das Dragonbane Crowdfunding unterstützen: Man bekommt ein DSA-Produkt von den „alten“ Autoren, an die man besonders gute Erinnerungen hat. Das Crowdfunding wird hierdurch sicherlich maßgeblich unterstützt worden sein (das Finanzierungsziel wurde auch zu 1.027 % erreicht) – auch der weiteren Entwicklung Dragonbanes dürfte es helfen, da viele Unterstützer, die vor allem das DSA-Buch haben wollten, sicherlich auch Dragenbane nun mal ausprobieren und vielleicht dabei bleiben werden.

Ratio Ulisses‚ (I)

Man könnte meinen, das Ulisses sich selbst Konkurrenz mache – da die alten, vermeintlich guten, Autoren nun wieder an DSA-Produkten mitwirken, die im Wettbewerb zu den Ulisses-eigenen stehen könnten. Diese Gefahr besteht zwar – scheint mir aber nachrangig. Denn: Zum einen profitiert Ulisses von den Verkäufen unter der ELF, da diese teilweise mit einer Lizenzgebühr an Ulisses einhergehen: Offenbar zehn Prozent bei Crowd Funding-Einnahmen (begrenzt-exklusive Verkäufe) und weiteren indirekten Erträgen aus dem Vertrieb über Ulisses-Plattformen). Zum anderen scheint mir die DSA-Spielerschaft jedenfalls zum Teil nicht dadurch gekennzeichnet zu sein, dass jeder Kauf sorgsam abgewogen wird. Mein Erwartung ist eher, dass im Zweifel einfach ein Produkt mehr gekauft werden wird.

Bei der alten Myranor-Lizenz an den Uhrwerk Verlag war es zudem so, dass die Produkte von Ulisses alle vor der Veröffentlichung gegengelesen wurden. Das war mühsam, aber mit Blick darauf, dass diese Bücher kanonisch wurden (sie galten als offizielles DSA-Material), erforderlich. Die ELF-Werke sind hingegen per se nicht kanonisch – Ulisses hat hierdurch keine Mühe durch Gegenlesen. Die Eigenheit des nicht-kanoischen dürfte auch dazu beitragen, dass Spieler die kanonischen UlissesDSA-Produkte weiter kaufen – weil deren „Verbindlichkeit“ eine gewisse Relevanz für treue Anhänger der Spielwelt hat.

Meines Erachtens sind diese Überlegungen aber alle nebensächlich für Ulisses. Vielmehr lese ich dies als die konsequente Fortsetzung einer Strategie, bestimmte Eigenheiten der Rollenspielverlage zu umgehen. Ulisses ist zudem offensichtlich der Meinung, die ELF sei eine gute Idee. Denkbar sind für mich weitere

Vorteile für Ulisses – Ratio (II):

Zum einen macht die bereits erfolge Trennung von Regelwerk und Spielwelt macht Diskussionen um des Für oder Wider von Editionen obsolet.

Mit der ELF wird ein Kernproblem im Rollenspiel-Geschäft angegangen: Wie hier schon mehrfach dargelegt, ist ein Rollenspielverlag damit konfrontiert, dass seine Produkte eine lange Lebenszeit haben, aber nur einmal Umsatz erbringen. Mit Zusatzprodukten kann freilich zusätzlicher Umsatz erzielt werden (wobei Regelwerke viel mehr als Spielhilfen oder Abenteuer gekauft werden) – aber irgendwann „muss“ der Rollenspielverlag eine neue Edition des Systems auf den Markt bringen, um weiterhin Umsatzerlöse zu genieren (Editionsproblem). Mein Lösungsvorschlag hierfür war ein Abonnements-Modell, bei dem die Kunden monatlich für zum Beispiel VTT-Inhalte zahlen.

In gewisser Weise hat Ulisses diese Idee perfektioniert und umgesetzt. Nur – nicht die Kunden sind Lizenznehmer – andere Rollenspielverlage sind es! Hierdurch kann Ulisses dauerhaft Umsatzerlöse in Form von Lizenzerträge generieren. Einschränkend muss bedacht werden, dass diese gegebenenfalls nur aus Crowd Funding-Erträgen und anteiligen Erlösen über Ulisses-Plattformen stammen werden – das dürfte aber gleichwohl ein nicht zu unterschätzender Umsatzanteil sein; vor allem, wenn man bedenkt, dass viele Rollenspielprodukte heutzutage über Crowd Funding finanziert werden.

Des Weiteren trägt Ulisses bei ELF-Produkten kein Risiko, da die Produktentwicklungskosten in jeden Fall bei den Lizenznehmern anfallen. Gleichzeitig profitiert Ulisses im oben stehenden Rahmen proportional an höheren Umsatzerlösen. Ulisses kann insofern (monetär) nur gewinnen.

Ergänzend ist der offensichtliche Vorteil zu nennen, dass die ELF (gerade in Kombination mit der ORC), die Verbreitung von Ulisses-Produkten, und damit deren Marktanteil, erhöhen dürfte. Im kommerziellen Idealfall könnte Ulisses hierdurch bereits als „IP-Verwerter“ mit niedriger Kostenbasis solide aufgestellt sein. Dieser Gedanke könnte zudem auch in Verbindung mit den gesellschaftsrechtlichen Maßnahmen bei Ulisses stehen.

Zudem kann Ulisses weiterhin mit eigenen Produkten den Markt bespielen – und muss keine Sorgen haben, dass eine mögliche Vielzahl der Publikationen unterschiedlicher Verlage nicht zusammenpasst – den per se sind all diese Drittprodukte nicht kanonisch. Dieser Vorteil hat in praxi durchaus Relevanz, da die DSA-Spielwelt sehr komplex ist – und gerade neue Autoren Mühe haben, nicht in Widerspruch zu früheren Setzungen zu stehen.

Arkanil hofft darüber hinaus, dass die ELF es ermöglicht, mit dem Kanon, und vor allem der kleinteiligen Beschreibung Aventuriens, zu brechen und hierdurch neue Wege eingeschlagen zu können. Dem stimme ich grundsätzlich zu – frage mich aber, ob nicht gerade die Beschreibungsdichte für viele das ist, was DSA ausmacht. Zudem: Die Grüne Ebene war bislang kaum beschrieben – zumindest an dieser Stelle erhöht die ELF also die Beschreibungsdichte. Gleichwohl: Die von Arkanil angesprochene Möglichkeit besteht und wenn sich hierfür Begeisterte finden, ist das eine tolle Sache.

Mögliche Nachteile Ulisses

Die Ulisses-Strategie geht jedoch auch mit Nachteilen einher: Vor allen Dingen ist fraglich, ob es dauerhaft gelingen kann, das Editionsproblem einfach „outzusourcen“. Immerhin könnte vermutet werden, dass bei einer großen Zahl von Lizenznehmern eine gewisse Nivellierung eintreten könnte, sprich: Wenn dem einen nichts mehr einfällt, gibt es einen anderen, der ein erfolgreiches Produkt entwickelt.

Potentiell problematischer könnte folgendes sein: Der Uhrwerk Verlag setzt frühere DSA-Autoren ein – genau hierdurch sollen die Produkte attraktiv für die Käufer werden. Ich bin auch zuversichtlich, dass Werke von Thomas Römer oder Uli Lindner von vielen Spieler unbesehen und mit Begeisterung gekauft werden. Im ersten Schritt gelänge es Ulisses also, dass diese Autoren (doch) wieder für Ulisses tätig sind – was sonst eher unwahrscheinlich wäre.

Im zweiten Schritt aber sehe ich die Möglichkeit, dass einzelne Werke von Autoren mit einer derartigen Reputation de facto kanonisch werden – einfach, weil sie als besonders gut wahrgenommen werden. Es besteht also eine zumindest die theoretische Gefahr für Ulisses, die De-facto-Gestaltungsmacht über die DSA-Spielwelt an ein wirklich gutes Autorenteam zu verlieren. Dem entgegen wirkte dürfte jedoch eine Regelung der ELF, dass unter ihr erstellte Inhalte nicht als Quelle verwenden werden „sollen“ . Was das heißt, bleibt abzuwarten. Ich wäre überrascht, wenn ein Verlag deshalb nicht auf eigenes Material verweisen könnte.

Theoretisch könnte die ELF zudem gekündigt werden – ob das in dem skizzierten Fall praktisch ratsam wäre, wage ich zu bezweifeln: Das von mir skizzierte denkbare Szenario ist ja kein Rechtsproblem, sondern wäre ein Tatsächliches. Ein solches könnte man nicht kündigen. Von Reputationsverlusten Ulisses’ ganz zu schweigen. Möglich wäre es jedoch, über einen Erwerb dieser unter der ELF erstellten Inhalte nachzudenken.

Ich jedenfalls blicke mit Freude auf tolle Produkte, die unter der ELF entstehen könnten. Als Kunde kann ich nur gewinnen: Wo die Produkte entstehen, unter welcher Lizenz und ob dies kommerziell für Ulisses eine gute Sache ist, ist aus diesem Blickwinkel nachrangig. Wichtig ist, dass sie meiner Spielgruppe, mir und anderen DSA-Spielern Freude bereiten.

Rollenspiel-„Detox“

Vorgeschichte

Machmal merkt man, es zu viel sein dürfte. Und genau das geschah bei mir vor einigen Wochen in Bezug auf Rollenspiel. Mit sechs Rollenspielgruppen (3xDSA, 1xShadowrun, 1xHexxen und eine Runde mit einem eigenen System), wovon ich für zwei Spielleiter war, merkte ich, dass mir die Wochen zu voll wurden. Nun ist es nicht so, dass jede Gruppe jede Woche spielte (das gilt tatsächlich nur für die Hexxen-Gruppe) – aber auch auch zwei bis drei Termine sind bei sieben Tagen schon recht viel. Vor allem, wenn man auch noch Sport machen möchte, hin und wieder mal zum Tabletopspielen kommen möchte, eine Frau hat – uns ganz nebenbei einen 60h+-Job. Da wird es auch dann eng, wenn man mit fünf bis sechs Stunden Schlaf ganz gut fährt.

Ergänzend ist zu beachten, dass man als Spielleiter aus irgendwelchen Gründen immer vollen Service anbieten soll (oder nahe daran): Als mir eine Spielerin in einer Woche sagte, dass der nächste Termin aus diesen und jenen Gründen schwierig werde und überlegt werden müsse, ob man nicht früher anfangen könnte und ich zudem einen Rollenspieltermin vergaß und mir dort etwas anderes vornahm (was ich dann absagte, weil ich lieber einen Freund statt [als Spielleiter] eine ganze Spielrunde) versetze, beschloss ich, die Notbremse zu ziehen

Natürlich hätte ich auch weitermachen können. Ich wollte es aber nicht.

An demselben Tag (es war ein Dienstag) verkündete ich dieser Runde also, dass ich raus bin. Auf unbestimmte Zeit. Und dasselbe tat ich bei allen anderen Runden. Wenn ich Spielleiter war, persönlich nach dem jeweils nächsten Termin. Sonst auch per geschriebener Nachricht.

Die Reaktionen waren durchweg positiv, mitunter sogar bestätigend. Ein Freund erinnerte mich sogar, daran, dass er auch schon Rollenspiel-Pausen hatte – zweimal sogar.

Und so bin ich mal weg.

Fragen, die ich mir stellte – und noch stelle:

Warum macht man sowas? So viele Runden? Zudem: Ich plante noch eine Myranor-Kurzkampagne. Die Antwort auf diese Fragen ist, dass vermutlich, dass ich meine Mitspieler mag. Diese sind auch keineswegs in den Gruppen deckungsgleich. Ich fürchtete, der Kontakt hänge an den Spielrunden. Bei einigen Runden war ich zudem der Meinung, „verantwortlich“ für das Wohl der Runde zu sein – vor allem, wenn ich Spielleiter war. Als Spieler möchte ich mitunter nichts verpassen.

Sind das überzeugende Gründe? Ich bin jemand mit einem hohen Pflichtbewusstsein. Das finde ich auch grundsätzlich gut. Fragen muss ich mich aber wohl, ob man (insbesondere als Spielleiter) durch Rollenspielgruppenzugehörigkeit eine unbedingte und zeitlich unbestimmt lange Pflicht auf sich nimmt. Die Antwort ist wohl eher nein – aber wenn das die Antwort ist, gibt es großen Unsicherheiten, ob lange Kampagnen, die ich grundsätzlich gerne mag, möglich bleiben. Am Ende muss man Dinge auch mal einfach durchziehen. Aber – es ist ein Hobby! Ein Hobby sollte ent- nicht belasten.

Vermutlich muss man (ich) eher versuchen, mir zu überlegen, welche Verantwortlichkeiten in eingehe, diese aber flexibler halten – als Spielleiter dürfte es in Ordnung sein, solche Freiheitsgrade zu haben. Spieler eher nicht, denke ich.

Kontakt zu den Mitspielern sollte nicht nur an den Spielrunden hängen. Sonst ist er vielleicht nicht wichtig genug. Und zudem auch einseitig.

Machte das Rollenspiel noch Spaß? Ja. Manchmal schon. Es gibt Abende, auf die ich mich immer noch sehr freute. Aber: Nicht so sehr, wie früher. Und manchmal war die Vorfreude auch überschaubar, gerade wenn ich auch noch etwas vorbereiten musste (wobei meine Vorbereitungszeit nach vielen, vielen Jahren Spielleitertum oft überschaubar ist).

Erfahrungen

Ich nahm und nehme die Auszeit als sehr befreiend war. Dass nicht mehr die deutliche Mehrzahl meiner Abende verplant ist, ist eine Errungenschaft. Momentan fehlt mir auch nichts. Ich habe dafür Bücher gelesen, mehr Sport gemacht oder einfach mal Zeit mit Nachdenken verbracht. Weil ich weniger fixe Termine habe, ist mein Leben auch deutlich entspannter.

Gleichwohl merke ich aber seit kurzem auch, dass langsam, ganz langsam, wieder Ideen kommen, was man doch mal machen könnte. Dieser Tage denke ich an die Myranor-Kurzkampagne, die ich doch plante. Vermutlich muss diese „Motivations-und-Begeisterungs-Pflanze“ noch etwas wachsen – mal sehen.

Ausblick

Klar ist für mich, dass ich nicht alle Gruppen fortführen werde. Insbesondere muss ich aufpassen, wo ich wieder als Spielleiter tätig werde. Das war ich zudem meist – warum eigentlich? Aber ich glaube, hier warte ich einfach ab, wonach mir der Sinn stehen wird – in ein paar Wochen. Oder so.

Resümee

Ich glaube, meine Rollenspiel-Detox-Phase wird eine gute Sache sein. Und auch, dass ich danach wieder mit alter Begeisterung „zurück“ sein werde.