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Die Anforderungen an die Darstellung im LARP – bei Magie und sonst

Die LARP-Szene hat sich, seit dem es LARP gibt, vor allem (aber nicht nur), bei den Kostümen erheblich weiterentwickelt. Während in den Anfangstagen ein grauer Pulli ein Kettenhemd oder ein Bademantel eine Magierrobe darstellte, ist dies heute undenkbar. Es ist daher naheliegend, dass höhere Ansprüche auch sonst um sich griffen: Waffen sehen mittlerweile viel besser aus, es gibt mitunter schöne Dungeons, Iglo-Zelte sind zunehmend verpönt und dergleichen mehr. Wenig verwunderlich betrifft das auch die Darstellung von Magie im LARP. Aber so einfach ist die Sache nicht.

Im Grunde herrscht bei LAPR das Postulat, dass alles gut dargestellt werden soll. Das macht freilich Sinn. Diese Maxime geht soweit, dass klassische Regelwerke mittlerweile im weiten Teilen abgeschafft sind und häufig nach DKWDDK („Du kannst, was Du darstellen kannst“) oder sogar nach „DKWDK“ („Du kannst, was Du kannst“) gespielt wird. Weil DKWDK Magie de facto verbannt, ist das für die weitere Diskussion wenig hilfreich.

Aber auch DKWDDK kann als problematisch betrachtet werden. Da die Darstellung übernatürlicher Effekte naturgemäß schwierig ist, führte dieses „Regelwerk“ dazu, dass viele Zauber vom LARP verschwunden sind. Als Beispiel mag hier Unisichtbarkeit dienen. Während früher eine Faust auf der Schädeldecke üblich war, um Unsichtbarkeit anzuzeigen, ist dies heute kaum noch möglich. Auch Verwandlungszauber sind aus selbem Grunde seltener geworden. Teleportation und Zeitstopp ebenfalls.

Andererseits ist für andere Zauber die Darstellung in vielen Fällen seit Jahren unverändert. Kampfzauber werden unverändert über geworfene weiche Gegenstände simuliert. Für die Darstellung eines Windstoßes genügt in der Regel unverändert das Wedeln mit einem Fächer.

Die faktische Eliminierung schwer darzustellender Zauber resultiert in einen Trend in Richtung low fantasy. Das kann man begrüßen oder auch nicht.

Was mich stört ist, dass die Anforderungen an die Darstellung von Magie zwar dem allgemeinen Trend hin zu einer bessereren Darstellung entsprechen, jedoch mitunter inkonsistent sind. Dies soll anhand von Beispielen dargelegt werden:

  1. Der bereits dargelegten weggefallenen „Darstellungserlaubnis“ für Unsichtbarkeit steht entgegen, dass vor allem Nichtspielercharaktere sich weiterhin „outtime“ (das heißt, mit gekreuzten Armen laufend, was bedeutet, dass diese im Spiel nicht existieren) bewegen dürfen. Beides fordert exakt dieselbe Abstraktionsmühe von den Con-Teilnehmern. Dennoch ist Unsichtbarkeit unüblich und „Outtime“-Bewegungen allgegenwärtig. Man könnte jedoch einwenden, dass sich „outtime“ bewegende Nichtspielercharaktere für viele Handlungen zwingend sind, Unsichtbarkeit aber nur fallweise.
  2. Nur ist es so, dass keineswegs das Argument der zwingende Erfordernis im Allgemeinen sticht. Ich verweise auf das sog. Flatterband, ein in Brusthöhe gespanntes Seil, dass eine Palisade andeuten soll und die Vorstellungskraft damit arg strapaziert. Es wäre jedoch möglich, diese Palisade ohne Flatterband, nämlich in Form einer echten Palisade darzustellen.

Die Liste ließe sich erweitern. Der Zauber Zeitstopp ist oft ebenfalls nicht mehr vorhanden, den „Time Freeze“ der Spielleitung gibt es aber noch.

Ergänzend ist noch darauf zu verweisen, dass Nichtspielercharaktere häufig eine besonders schlechte Magie-Darstellung an den Tag legen. Oft wird sogar nur das Schlüsselwort gerufen – von einer Formel oder Komponenten ist nichts zu sehen. Gameistisch ist das unverständlich.

Ich würde mir daher etwas mehr Toleranz auch bei der Darstellung von Magie wünschen. Zumal, den obenstehenden Beispielen entgegenstehend, an anderer Stelle, die Möglichkeiten bei der Darstellung von Zauberei längst noch nicht ausgeschöpft sind. Hier könnte meines Erachtens angefangen werden:

  1. Softbälle, die magische Geschosse oder an einer Schnur über dem Kopf kreisend genutzt werden, um einen Schutz zu simbolisieren, könnten beleuchtet sein.
  2. Es gibt sogar kleine „Feuerballwerfer“, mit dem man, zur Darstellung von Kampfzaubern, kleine Flammenstöße ausstoßen kann.
  3. Magische Wälle können ebenfalls mit Leuchteffekten ausgestattet sein.
  4. Nebel hilft ebenfalls sehr bei der Darstellung von Zauberei.
  5. Bei Hellsichtmagie kann mit einem Laserpointer, der Muster wirft, die „magische“ Struktur dargestellt werden.
  6. In gleicher Weise kann Schwarzlicht vorher mit einem entsprechenden Stift angebrachte Runen sichtbar werden lassen.
  7. Gerade bei Ritualen bietet sich die Verwendung von Pyro-Effekten an. Damit wird der „magische“ Effekt deutlich plastischer. Ggf. ist auch Musikuntermalung klasse.

Unnötig zu erwähnen, dass ich all dies für meinen LARP-Magier habe und nutze. Für weitere Hinweise und Tipps bin ich aber sehr dankbar! Es ist sicherlich noch weit mehr möglich.

Die Erwartungshaltung ist jedoch schizophren: Solche realweltlich möglichen Verbesserungsmöglichkeiten bei der Darstellung werden nicht verlangt; man begnügt sich mit dem Bekannten – jedoch nur bei Spielercharakteren. Gleichwohl wird nicht mit Vehemenz die, gleichfalls realweltlich mögliche, Abschaffung beispielsweise des „Flatterbandes“ gefordert.

Demgegenüber wird die unmögliche Darstellung von beispielsweise Unsichtbarkeit verlangt – und aufgrund der faktischen Unmöglichkeit der Zauber verworfen. Dies gilt jedoch nur für Spielercharaktere – Nichtspielercharakteren oder der Spielleitung sieht man diese unvollkommene Darstellung nach.

Mein Appel: Alles (magisch oder nicht) sollte – freilich abhängig von Setting – grundsätzlich im Spiel möglich sein, erfordert aber das Maximum an Darstellung, das realweltlich denkbar ist.* Dies gilt für jeden Con-Teilnehmer.

*Ich weiß – hier könnte diskutiert werden, was „realtweltlich denkbar“ heißen mag. Ich bin der Meinung, dass die Untensilien zur Darstellung von einer Person ohne Weiteres am Körper getragen und genutzt werden können. Mir ist klar, dass eine andere Wertung möglich und legitim ist.