MK 4

Der Erfolg von Warmachine MK IV – Mein Fazit, das keines ist

Schon seit längerem möchte ich ein „Update“ über die Entwicklung Warmachine MK IVs (bzw. MK 4) geben, nachdem ich mich bislang eher negativ äußerte. Zwischenzeitlich sind einige der früheren Kritikpunkte nicht mehr einschlägig: Die Modellqualität ist sehr gut und die Verschiebungen von Veröffentlichungsterminen sind deutlich zurückgegangen (oder die hierüber Erwartungen, was im Ergebnis aber gleichbedeutend ist). Der Dice & Duty-Podcast in Deutschland hat wieder Fahrt aufgenommen. Und auch wenn der Mark the Target-Podcast nicht fortgeführt wurde, so gibt es doch andere Formate aus dem Ausland wie Tied & True oder Future Sight.

Allein – was heißt dies für den Erfolg der neuen Edition? Am besten wäre es natürlich, könnte ich die Absatzzahlen Privateer Press’ vergleichen. Diese werden aber, wie auch anderen Finanzzahlen, in den Vereinigten Staaten für nicht-börsennotierte Unternehmen, nicht veröffentlicht. Daher habe ich zunächst versucht, möglichst viele Einblicke von Personen einzuholen, von denen ich hoffe, dass sie ein besseres Bild haben, als ich. Dies schließt Podcaster ein, aber auch andere, mir bekannte Vertreter der „Tabletop-Szene“, sowie meine „Tabletop-Freunde“ im Ausland. Hierdurch hoffte ich, durch Kombination subjektiver Eindrücke ein Gesamtbild zu erlangen. Ergänzend habe ich öffentlich verfügbare Informationen ausgewertet. Hierbei wurde mir dann doch ein Schnipsel zugetragen, wie man die wirtschaftliche Lage einschätzen könnte – aber im Stadium der Mutmaßungen bleibt.

Ein abschließendes Fazit zu ziehen, ist schwierig. Zum einen findet man in der Regel nur jene, die das System noch spielen. Daher unterliegen die Aussagen insoweit dem „Survivorship Bias“ und sind tendenziell zu positiv. Jedes Argument lässt sich zudem relativieren. Daher habe ich eine Pro- und eine Kontraliste für MK IV zusammengestellt. Und in jedem Fall auch gleich das, mehr oder weniger überzeugende, Gegenargument kursiv hinzugefügt. Hierdurch werden gewissermaßen die Pro- zu Kontra- und die Kontra- zu Proargumenten. Der Leser möge sich daher selbst ein Urteil bilden. Sämtliche Aussagen sind als subjektive Meinungsäußerungen oder Sichtweisen zu lesen.

Pro-Argumente

  • Zumindest in bestimmten Regionen (z.B. New England, Köln, England) wächst die Spielerschaft stark bis sehr stark und es gibt mindestens wöchentliche Treffen. – Das könnten Einzelfälle sein – ist das repräsentativ?
  • Auf der WTC dieses Jahr sind dreißig Team angemeldet. Letztes Jahr waren es nur 20. Vorletztes Jahr waren es unter Corona-Bedingungen ebenfalls 30 Teams.
  • Viele Spieler, die mit dem Ende MK IIs aufhörten, sind nun zurückgekehrt. Andere haben mit MK IV aufgehört.
  • Es fangen Spieler mit dem System an, die vormals überhaupt keinen Bezugspunkt zu Warmachine hatten. – War das vorher anders?
  • Die neuen Modelle waren bei Privateer Press immer schnell vergriffen. Also muss die Nachfrage doch hoch sein! – Es kann ebenfalls sein, dass die Produktion mit 3D-Druck schleppend ist und daher das Angebot gering ist. Zudem wirbt Privateer Press jetzt (Mitte Februar) damit, dass alles vorrätig sei. – Also doch kein Angebotsproblem. – Aber jetzt kauft keiner mehr, die wenigen Kunden, die es gibt, haben jetzt ihren Kram.
  • Seit Wochen steht beim Webshop Privateer Press’, dass aufgrund der sehr hohen Zahl von Bestellungen, Lieferungen verzögert sein könnten. – Das liegt an der Personaldecke und verschleiert die Produktionsprobleme. Im Übrigen kommen die Sachen nicht langsamer als früher.
  • Privateer Press stellt neue Leute ein! Das ist ein Hinweis auf Expansion. – Sie entließen vorher jede Menge Personal. Vielleicht zu viel? Früher hatten sie 100 Mitarbeiter, nun weniger aus 30.

Kontra-Argumente

  • Das MK IV-Regelwerk ist unausgegoren. Für Dusk fehlt zum Beispiel noch ein „MAT-Fixer“. – Das ist ohne Weiteres zu ändern.
  • Privateer Press braucht dringend Geld. Nur deshalb wurden so viele Figuren verkauft, die für möglichst viele Fraktionen relevant sind (vor allem Magnus4). – Schon immer konnten Mercanaries oder Minions von vielen anderen Fraktionen verwendet werden. Außerdem: Das Privateer Press kurz vor der Pleite stehe, wurde schon immer gesagt. Auf Glasdoor behaupteten Mitarbeiter schon in 2020, das das Unternehmen insolvent sei. Aber sie sind immer noch da.
  • In Asien herrscht „Zero Interest“, in MK IV. Das ist immerhin ein Riesen-Kontinent. – Tabletop in Asien war noch nie so groß. Zudem gibt es eine vitale Spielerschaft in Kuala Lumpur (Malaysia) und in Süd-Korea.
  • Auch in den USA sei die Akzeptanz von MK IV geringer als selbst in den schlechtesten Zeiten MK3s. – Das sagt einer, der die neue Edition verachtet und sich zudem von dem Spiel zurückgezogen hat.
  • Die Leute spielen lieber weiter MK3. Daher seien manche „gute“ Modelle auch nicht mehr zu haben. Und als Privateer Press am 14. März 2023 nochmal alte MK III-Modelle die sie noch „gefunden“ hatten, wieder listeten, waren diese am nächsten Tag schon in weiten Teilen vergriffen. – Man muss sehen, dass viele dieser Modelle auch für MK IV Verwendung finden können, in den Prime Legacy-Armeen dort. Zum Beispiel Azrael ist in MK IV sehr gut. – Das gilt aber nicht zum Beispiel für die Resolutes – und die bekommt man dennoch nirgends. – Die wurden aber auch nie in hoher Zahl produziert.
  • Die Warmachine App für MK IV wurde bislang laut Google Playstore nur „10k+“-mal heruntergeladen. Die MK III App „War Room 2“ „50k+“-mal. – Die vorherige App hatte ja auch viel mehr Jahre, in denen sie heruntergeladen wurde. Zudem haben die alten MK II-Spieler diese auch noch heruntergeladen – bevor es zum großen Spielerexodus mit der Einführung von MK III kam.

Im Rahmen dieser Untersuchungen, wurde ich jedoch auf eine Internet-Seite aufmerksam gemacht, die Warmachine-Spielgruppen weltweit anzeigt. Als ich diese Seite besuchte, waren dort 166 Gruppen hinterlegt, wobei sich zeigt, dass (wenig überraschend), die meisten Gruppen im Osten der USA und in Großbritannien sind. In zweiter Linie sind noch der Westen der USA und Kontinentaleuropa zu nennen.

Dieser „Fund“ veranlasste mich zum Nachdenken: Falls jede dieser Gruppen fünf Mitglieder haben sollte, so wären dies insgesamt 830 Spieler. Eine Armee kostet rund 700 US-Dollar. Mit diesem Spielern, angenommen jeder kauf eine MK IV-Armee, wären also aus Miniaturenverkäufen 581.000 US-Dollar Umsatz erzielbar. Die Betonung lieg auf „wären“ – den diese Rechnung ist hochgradig annahmenabhängig, unter anderem:

  • Es wird Gruppen geben, die nicht auf der vorstehenden Internet-Seite hinterlegt sind (meine zum Beispiel – ich wusste von der Seite schließlich vormals nichts).
  • Die durchschnittliche Gruppengröße ist unbekannt.
  • Spieler könnten mehr als eine Armee kaufen.
  • Genauso könnten Spieler eine „Legacy-Armee“ spielen statt eine MK IV-Armee aufzubauen (mir wurde aus einer großen Spielergruppe zugerufen, dass circa 20% der Spieler (nur) eine „Legacy-Armee“ hätten.
  • Die 700 Euro von mir entsprechen dem Preis einer MK IV-Cygnar-Armee im Privateer Press-Onlineshop, wobei ich die übliche Mehrwertsteuer in Höhe von 6,5% für den Bundesstaat Washington in Abzug gebracht habe. Es werden aber sicher nicht alle die Auswahl an Figuren kaufen, die ich (ohne große Kenntnisse) zusammengestellt habe, noch ist absehbar, dass der Erwerb im Privateer Press-Onlineshop erfolgt – oder doch beim Hobbyladen vor Ort, was mit ganz erheblich geringeren Umsätzen für Privateer Press einhergehen würde.

Dies alles im Blick kann man dennoch ein paar Überlegungen anstellen: Angenommen, die Internet-Seite zeigt die Hälfte aller Gruppen an. Diese hätten jeweils fünf Spieler (weltweit also 1.660 Spieler), von denen 80% MK IV-Armeen kaufen, die für die Privateer Press mit einem Umsatz von jeweils 700 US-Dollar einhergehen. Dann würde Privateer Press knapp 1 Mio. US-Dollar Umsatzerlöse aus Miniaturenverkäufen erzielen. Das ist nicht gerade viel – zumal dies kein wiederkehrender, sondern ein einmaliger Umsatz ist. Ist die Seite also „noch“ unbekannter?

Die Zahl der Kunden könnte man auch anhand der Zahlen versuchen herzuleiten, wie oft die Apps installiert wurden. Die Zahlen sind aber praktisch aussagelos: Die „10k+“-mal laut Google Playstore bedeuten, dass 10.001 bis 50.000 Nutzer die App installiert haben. Die Bandbreite ist damit sehr groß. Es ist zudem unklar, welche der Nutzer die App nicht wieder gelöscht haben (die Rezessionen sind teilweise niederschmetternd) und auch Spieler sind – das könnten die sein, die das Abonomment für 4,99 US-Dollar pro Monat abgeschlossen haben (diesmal wiederkehrender Umsatz). Zudem stellt der App Store Apples keine Download-Zahlen bereit. Es gibt Statistiken, die besagen, dass rund 70% der Geräte Android als Betriebssystem verwenden (der Rest ist praktisch iOS). In den USA sind allerdings meines Wissen Apple-Geräte verbreiteter – und Warmachine auch, was den Anteil von Apple-Geräten erhöhen würde. Kurz: Man kann sich hieraus etwas zusammenrechnen (mir erscheint höchstens eine niedrige fünfstellige Zahl an Spielern nicht unrealistisch) – der Weisheit letzter Schluss ist das aber sicher (auch) nicht.

Klar ist aber: Dieselben Spieler werden vielleicht auch noch eine zweite Armee aufbauen und die relativ erfolgreichen Rollenspiel-Kickstarter für die Iron Kingdoms generieren ebenfalls für Privateer Press Umsatzerlöse.

Die Zahlen sind beliebig. Aber auch wenn man die Spielerzahlen mit Blick zum Beispiel auf die App-Download-Zahlen deutlich höher ansetzt: Deutlich wird für mich, dass es kommerziell keine Freude machen dürfte, ein Tabletop-System anzubieten.

Update vom 18. April 2024:
Mir wurde heute von informierter Stelle zugetragen, dass MK IV besser laufe, als erwartet. Die deutschen Händler haben offenbar Vorbehalte gegen das System (aufgrund schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit) – der Rest Europas ist etwas offener. Offenbar ist es vor allem die Produktion Privateer Press‘ die nicht hinterherkommt, wobei nicht weiter investiert werden solle – vorgeblich, um keine Überkapazitäten aufzubauen.

Warmachine MK IV – Statusbericht vom Spielfeldrand

Nach meinem kritischen Kommentar ob der Zukunft Warmahordes im Oktober 2022 sind rund vier Monate ins Land gegangen. Mit Blick auf Erkenntnisse vor allem in der letzten Woche möchte ich einen kurzen Zwischenbericht geben.

Insgesamt sind die Entwicklungen leider überwiegend trostlos. Zum einen wurde so ziemlich alles verschoben, was verschoben werden kann. Die Mehrzahl der Spieler hängt daher ein wenig in der Luft. MK3 spielen viele nicht mehr – MK4 noch nicht. Entsprechend sind die Preise der alten Miniaturen nochmals gut gefallen.

Angekündigt wurde in den letzten Wochen ein Wachturm und weiteres Gelände für MK4. Eigentlich ganz gut könnte man meinen – die Reaktionen waren mit Blick auf das Obenstehende aber negativ – man solle doch erst mal die Miniaturen für das eigentliche Spiel herausbringen, bevor „Ergänzungen“ auf den Markt kommen. Zudem ist Gelände leicht mit dem anderer Hersteller substituierbar und daher nicht elementar für das Spiel.

Offenbar sind die Probleme schleppender Veröffentlichungspolitik und der Folgen auf die Dynamik im Spiel sogar dem Privateer Press-Management nicht völlig entgangen, so dass viele alte Figuren (nun doch?) auch in MK4 Prime Verwendung finden sollen. Hierdurch lindert sich ein wenig der Not fehlender Veröffentlichungen – gleichzeitig dürfte es nicht dem Kalkül entsprechen, den Privateer Press bei Ankündigung der neuen Edition im Sinn hatte.

Mein Eindruck ist gleichwohl, dass die Spielerschaft und vor allem die Multiplikatoren weniger werden. Ganz konkret macht Dice & Duty nunmehr einen Warhammer-Podcast. Auf meine Anfrage erfuhr ich auch, dass man gerne auch wieder Warmahordes machen wolle – die Spielerschaft aber sei nochmals kleiner geworden und die aktuelle Entwicklung in Deutschland biete einfach gegenwärtig zu wenig Potential. Der wichtigste Kopf hinter dem Podcast schrieb auf Discord zudem, dass er bei MK4, wenn überhaupt, nur die Grimkin spielen wolle. Diese sind eine sogenannte Limited Release Faction, die in Gänze zu MK4 übergehen – man muss also einstweilen keine neue Miniaturen kaufen. Für Privateer Press ein sicher nicht völlig ideales (aus meiner Sicht aber nicht zu kritisierendes) Kundenverhalten.

Der große amerikanische Line of Sight-Podcast behandelt schon länger auch nur noch Warhammer – und möchte dort auch bleiben. Die Macher verantworten auch die sehr gute Warhammer University, für die schon vor Monaten angekündigt wurde, dass ein Wechsel zu MK4 nicht erfolgen wird.

Auf der „Habenseite“ muss man sehen, dass der Mark the Target-Podcast die Bildfläche betrat, der explizit MK4 im Fokus hat. Hier kamen bislang auch immer wieder mal, wenn auch unregelmäßig, neue Folgen. Auch hier nahm ich Kontakt mit den Machern auf – mit Blick auf die Veröffentlichungspolitik ist die positive Grundstimmung aber leider auch dort am Zurückgehen.

Es gibt aber einen Lichtblick – zumindest aus Sicht des Kundensentiments: In der letzten Woche wurden Skizzen künftiger Modelle – offenbar einer neuen Fraktion von Trollpiraten – vorgestellt, die, soweit ich dies überblicken kann, sehr gut aufgenommen wurden. Ganz zum Ende des Ankündigungsvideos (3:29) wird zudem das Logo einer weiteren neuen Fraktion gezeigt, die möglicherweise eine Kombination zweier Drachen (aus dem Hintergrund heraus sind Bligherghast und Nidoboros naheliegend) als Anführer hat.

Im hier skizzierten Kontext zudem Sinn, den Blick über den Tellerrand zu wagen. Dann sieht man, dass Games Workshop offenbar ganz erhebliche Schwierigkeiten mit der Auslieferung von Waren hat. Zunächst erinnert mich dies an den Privateer Press-Vertrieb. Aber: Grundsätzlich bietet eine Schwäche des Marktführers natürlich den Wettbewerbern die Chance eines Auftrumpfens – gerade bei Warmahordes, da Privateer Press in MK2-Zeiten schonmal eine Schwäche Games Workshops sehr erfolgreich nutzen konnte und gerade ohnehin eine Editionswechsel vollzieht.

Allein – die Chance auch eine Übernahme von Marktanteilen ist nur überschaubar groß und müsste freilich auch angegangen werden. Davon ist zumindest aus meiner Sicht nichts zu bemerken. Es fehlt schlicht an jedweder Dynamik bei der Marktbearbeitung.

Man muss sich jedoch vergegegenwärtigen, dass diese Probleme der Spieles und des Herstellers letztlich nicht die eigenen sein müssen – bei uns wird unverändert fast jede Woche Warmahordes MK3 gespielt.

Warum Warmachine MK IV scheitern könnte

Am 26. Juli 2022 war es soweit: Die vierte Edition des Spieles Warmachine und Hordes (Warmahordes), das fortan nur noch Warmahordes heißen soll, wurde angekündigt. Die Reaktionen waren anfangs gemischt, drehten aber letztlich ins Positive. Nur auf dem Markt für gebrauchte Miniaturen sieht man, dass der ein paar Spieler wohl aussteigen möchten – möglicherweise aber nur temporär oder um den Wertverfall ihrer Figuren zu vermindern. Ich habe aber auch den Eindruck, dass der ein oder andere, der mit MK III ausstieg, nun wieder Morgenluft wittert und einen Neu-Einstieg plant.

Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass diese Hoffnung letztlich vergeblich ist. Meines Erachtens ist es gut möglich – vielleicht sogar wahrscheinlich – das MK IV nie komplett erscheinen wird.

Manche Stimmen meinten, dass die Tatsache, dass es in den Monaten vor MK IV ruhig um Warmahordes geworden war, ein Hinweis darauf gewesen sei, dass für MK IV von langer Hand geplant worden war. Das glaube ich nicht. Von langer Hand geplant war die Einführung der Orgoth als neue Fraktion. Das wurde bereits rund ein Jahr vor dem 26. Juli 2022 angekündigt oder zumindest angedeutet. Es ist aber nicht so, dass originär geplant war, die Orgoth nun mit MK IV zu veröffentlichen, um die Neuerscheinung „noch“ großartiger zu machen. Betrachtet man nämlich die Veröffentlichungen zu den Orgoth, die seit der ersten Ankündigung gemacht wurden, so sieht man, dass zwei Warcaster angekündigt waren: Horruskh und Sabbreth. Diese beiden werden aber in der Ankündigungen im Zusammenhang mit MK IV nicht mehr erwähnt. Das ist auch logisch, weil MK IV in der Welt einige Jahre später spielen soll. In MK IV ist von Kishtaar als Orgoth-Warcaster die Rede. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Privateer Press Geld für die Entwicklung zweier Warcaster (samt Graphiken, bestimmten erste Regeln und dergleichen) in die Hand nahm, aber ohne Fertigstellungsabsicht. Vielmehr ist dies ein Hinweis, dass das Unternehmen seine Pläne änderte.

Zum zweiten ist die bisherige Präsentation MK IVs eher dürftig. Diese Einschätzung stammt weniger von mir – ich bin da eher anspruchslos – sondern von Bekannten, die den Tabletop-Markt gut kennen. In der Tat wurde für MK III seinerzeit weit mehr Aufwand betrieben. Es gab eine eigene Website (allnewwar.com; kürzlich erst offline genommen bei waybackmachine noch verfügbar), Videos hierzu – und alles deutlich ansprechender gestaltet als das, was man heute für MK IV sieht. Angeblich, so wurde mir gesagt, ist die MK IV-Präsentation „maximal Hobby-Blog-Niveau“ – also mein Niveau.

Dies im Blick habe ich meine MK III-Bestände für meinen Bedarf komplettiert und daher bei Privateer Press ein größeres Paket bestellt. Der Versand klappte jedoch zunächst nicht ganz reibungslos, so dass ich mich an Privateer Press wendete. Es antwortete Sherry. Die Präsidentin des Unternehmens ist Dr. Sherry Yeary! Es ist äußerst ungewöhnlich, dass die Geschäftsführerin den Versand von Paketen überwacht. Und das war kein Einzelfall: Weil bei einer Figur der Kopf fehlte, wendete ich mich erneut an Privateer Press. Es antwortete: Sherry! Bekannte von mir machten gleiche Erfahrungen. Eine derart dünne Personaldecke lässt auf Entlassungen schließen – und die nimmt man üblicherweise vor, um Geld zu sparen.

Mir scheint es daher, dass Privateer Press sich in einer desolaten Situation befindet und daher kurzfristig beschloss, MK IV zu starten. Möglicherweise hat(te) man nichts mehr zu verlieren.

Allerdings ist der Zeitpunkt hierfür denkbar schlecht. In Zeiten steigender Inflation (auch in den USA – wenn auch weniger stark), üben die Konsumenten eher Kaufzurückhaltung. Gleichzeitig steigen die Produzentenpreise deutlich – deutlicher als die Konsumentenpreise, aus denen sich die Inflationsrate ergibt.

Erschwerend kommt auch noch hinzu, dass es, selbst nach dem offiziellen Zeitplan, Jahre dauern wird, bis MK IV „fertig“ ist. Kunden, deren Fraktionen noch nicht konvertiert wurden, werden in vielen Fällen darauf warten und allein deshalb Kaufzurückhaltung üben. Deren Spielpartner vielleicht auch, weil sie nicht allein spielen möchten.

Dementsprechend könnte der Zahlungsmitteleingang eher überschaubar sein beziehungsweise ausbleiben und das Ende Privateer Press‘ einläuten. Schade. Ich mag das Spiel wirklich gerne. Die Spielwelt ist auch klasse. Wie sagte Eizi Eis: „Am Ende bleiben nur die Sachen, die ich öde finde. Weil alle schönen Dinge irgendwann flöten gehen“. Hoffen wir, dass es so nicht kommt. Aber es sieht, meiner Einschätzung nach, nicht gut aus.