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Die Degeneration des Rollenspiels im Liverollenspiel

Zum letzten Mal auf dem Epic Empires war ich im Jahre 2013. Wir waren damals, nachdem einige meiner Gruppe nicht mehr in das neutrale Lager wollten, im Lager des Königs.

Auf dem Epic Empires geht es darum, an einem Wettbewerb auf Seiten eines (regelmäßg des eigenen) Lagers teilzunehmen. Die ganze Geschichte ist einigermaßen absurd, weil es im Grunde keinen Grund gibt, an diesem (lebensgefährlichen!) Wettbewerb teilzunehmen, aber okay – LARP-Plots leben auch sonst in Teilen davon, nicht hinterfragt zu werden. Im Grunde ist aber auch das Teil des Problems.

Jedenfalls kann man das eigene Lager im Wettbewerb nach vorne bringen, indem man andere Lager angreift, um dort Trophäen zu erringen. Diesen Plan verfolgte unser Lager eines Morgens. Es sollte das Lager des Chaos (Warhammer Fantasy entlehnt) angegriffen werden.

Nach langem Hin und Her ging es schließlich los. Aus Gründen, die ich nicht kenne musste vor dem, nicht zu weit gelegenen Lager des Chaos, gewartet werden. Während wir da so herumstanden, marschierte, einen Steinwurf entfernt, das Lager des Imperiums (ebenfalls Warhammer Fantasy entlehnt, und damit Erzfeind des Chaoas) auf das Chaos-Lager zu und griff dieses an. Vor unserem Augen wurde nun das Chaos-Lager angegriffen, besiegt und die ersehnte Trophäe entwendet.

Warum wir nicht als lachender Dritter vom Platze gingen, weiß ich nicht mehr – vermutlich Müßiggang. Nun müsste eigentlich jeder vor Scham im Boden versinken und seine eigene Existenz – und mehr noch die der Führer – in Frage gestellt werden. Natürlich geschah das nicht. Ein besonder gesegneter Mensch hatte vielmehr den grandiosen Vorschlag, das Lager des Chaos anzugreifen „um diesem noch mal einen schönen Kampf zu liefern“. Das geschah dann auch. Dass dieses Unterfangen, aus dem Blickwinkel der Charaktere betrachtet, völlig wahnsinnig war, wurde übergangen. Dass bei diesem Angriff das eigene Leben in Gefahr war, gleichzeitig aber nichts, auch nichts (aus der Sicht der Charaktere) Ideeles gewonnen werden konnte, war egal.

Ich hatte ein wenig Glück, weil mein Charakter („Xarxe“) sich nicht mit solch pragmatischen Fragen befasst und sie ihn auch nicht kümmern. Ich nahm auch an diesem Kampfe nicht teil. Dennoch – tief im Herzen weiß ich ja, dass das, was da gerade geschieht, völlig ideotisch ist.

Diese Beobachtung, dass Charakere aus Outtime-Erwägungen heraus etwas völlig Dämliches tun, ist für mich die Abkehr vom Rollenspiel. Denn beim Rollenspiel geht es meiner Meinung vielmehr darum, eine Rolle in einer Welt glaubwürdig auszufüllen. Das kann im Einzelfall natürlich auch mal ein wahn- oder stumpfsinniger Charakter sein (wer mag – viel Spaß!), dann passt die oben geschilderte Verhaltensweise gut. Sonst aber nie.

Daher mein Aufruf: Zurück zum Rollenspiel im LARP!