Bild des Monats

Warum Warmachine MK IV scheitern könnte

Am 26. Juli 2022 war es soweit: Die vierte Edition des Spieles Warmachine und Hordes (Warmahordes), das fortan nur noch Warmahordes heißen soll, wurde angekündigt. Die Reaktionen waren anfangs gemischt, drehten aber letztlich ins Positive. Nur auf dem Markt für gebrauchte Miniaturen sieht man, dass der ein paar Spieler wohl aussteigen möchten – möglicherweise aber nur temporär oder um den Wertverfall ihrer Figuren zu vermindern. Ich habe aber auch den Eindruck, dass der ein oder andere, der mit MK III ausstieg, nun wieder Morgenluft wittert und einen Neu-Einstieg plant.

Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass diese Hoffnung letztlich vergeblich ist. Meines Erachtens ist es gut möglich – vielleicht sogar wahrscheinlich – das MK IV nie komplett erscheinen wird.

Manche Stimmen meinten, dass die Tatsache, dass es in den Monaten vor MK IV ruhig um Warmahordes geworden war, ein Hinweis darauf gewesen sei, dass für MK IV von langer Hand geplant worden war. Das glaube ich nicht. Von langer Hand geplant war die Einführung der Orgoth als neue Fraktion. Das wurde bereits rund ein Jahr vor dem 26. Juli 2022 angekündigt oder zumindest angedeutet. Es ist aber nicht so, dass originär geplant war, die Orgoth nun mit MK IV zu veröffentlichen, um die Neuerscheinung „noch“ großartiger zu machen. Betrachtet man nämlich die Veröffentlichungen zu den Orgoth, die seit der ersten Ankündigung gemacht wurden, so sieht man, dass zwei Warcaster angekündigt waren: Horruskh und Sabbreth. Diese beiden werden aber in der Ankündigungen im Zusammenhang mit MK IV nicht mehr erwähnt. Das ist auch logisch, weil MK IV in der Welt einige Jahre später spielen soll. In MK IV ist von Kishtaar als Orgoth-Warcaster die Rede. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Privateer Press Geld für die Entwicklung zweier Warcaster (samt Graphiken, bestimmten erste Regeln und dergleichen) in die Hand nahm, aber ohne Fertigstellungsabsicht. Vielmehr ist dies ein Hinweis, dass das Unternehmen seine Pläne änderte.

Zum zweiten ist die bisherige Präsentation MK IVs eher dürftig. Diese Einschätzung stammt weniger von mir – ich bin da eher anspruchslos – sondern von Bekannten, die den Tabletop-Markt gut kennen. In der Tat wurde für MK III seinerzeit weit mehr Aufwand betrieben. Es gab eine eigene Website (allnewwar.com; kürzlich erst offline genommen bei waybackmachine noch verfügbar), Videos hierzu – und alles deutlich ansprechender gestaltet als das, was man heute für MK IV sieht. Angeblich, so wurde mir gesagt, ist die MK IV-Präsentation „maximal Hobby-Blog-Niveau“ – also mein Niveau.

Dies im Blick habe ich meine MK III-Bestände für meinen Bedarf komplettiert und daher bei Privateer Press ein größeres Paket bestellt. Der Versand klappte jedoch zunächst nicht ganz reibungslos, so dass ich mich an Privateer Press wendete. Es antwortete Sherry. Die Präsidentin des Unternehmens ist Dr. Sherry Yeary! Es ist äußerst ungewöhnlich, dass die Geschäftsführerin den Versand von Paketen überwacht. Und das war kein Einzelfall: Weil bei einer Figur der Kopf fehlte, wendete ich mich erneut an Privateer Press. Es antwortete: Sherry! Bekannte von mir machten gleiche Erfahrungen. Eine derart dünne Personaldecke lässt auf Entlassungen schließen – und die nimmt man üblicherweise vor, um Geld zu sparen.

Mir scheint es daher, dass Privateer Press sich in einer desolaten Situation befindet und daher kurzfristig beschloss, MK IV zu starten. Möglicherweise hat(te) man nichts mehr zu verlieren.

Allerdings ist der Zeitpunkt hierfür denkbar schlecht. In Zeiten steigender Inflation (auch in den USA – wenn auch weniger stark), üben die Konsumenten eher Kaufzurückhaltung. Gleichzeitig steigen die Produzentenpreise deutlich – deutlicher als die Konsumentenpreise, aus denen sich die Inflationsrate ergibt.

Erschwerend kommt auch noch hinzu, dass es, selbst nach dem offiziellen Zeitplan, Jahre dauern wird, bis MK IV „fertig“ ist. Kunden, deren Fraktionen noch nicht konvertiert wurden, werden in vielen Fällen darauf warten und allein deshalb Kaufzurückhaltung üben. Deren Spielpartner vielleicht auch, weil sie nicht allein spielen möchten.

Dementsprechend könnte der Zahlungsmitteleingang eher überschaubar sein beziehungsweise ausbleiben und das Ende Privateer Press‘ einläuten. Schade. Ich mag das Spiel wirklich gerne. Die Spielwelt ist auch klasse. Wie sagte Eizi Eis: „Am Ende bleiben nur die Sachen, die ich öde finde. Weil alle schönen Dinge irgendwann flöten gehen“. Hoffen wir, dass es so nicht kommt. Aber es sieht, meiner Einschätzung nach, nicht gut aus.