Ich bin dann mal weg

Rollenspiel-„Detox“

Vorgeschichte

Machmal merkt man, es zu viel sein dürfte. Und genau das geschah bei mir vor einigen Wochen in Bezug auf Rollenspiel. Mit sechs Rollenspielgruppen (3xDSA, 1xShadowrun, 1xHexxen und eine Runde mit einem eigenen System), wovon ich für zwei Spielleiter war, merkte ich, dass mir die Wochen zu voll wurden. Nun ist es nicht so, dass jede Gruppe jede Woche spielte (das gilt tatsächlich nur für die Hexxen-Gruppe) – aber auch auch zwei bis drei Termine sind bei sieben Tagen schon recht viel. Vor allem, wenn man auch noch Sport machen möchte, hin und wieder mal zum Tabletopspielen kommen möchte, eine Frau hat – uns ganz nebenbei einen 60h+-Job. Da wird es auch dann eng, wenn man mit fünf bis sechs Stunden Schlaf ganz gut fährt.

Ergänzend ist zu beachten, dass man als Spielleiter aus irgendwelchen Gründen immer vollen Service anbieten soll (oder nahe daran): Als mir eine Spielerin in einer Woche sagte, dass der nächste Termin aus diesen und jenen Gründen schwierig werde und überlegt werden müsse, ob man nicht früher anfangen könnte und ich zudem einen Rollenspieltermin vergaß und mir dort etwas anderes vornahm (was ich dann absagte, weil ich lieber einen Freund statt [als Spielleiter] eine ganze Spielrunde) versetze, beschloss ich, die Notbremse zu ziehen

Natürlich hätte ich auch weitermachen können. Ich wollte es aber nicht.

An demselben Tag (es war ein Dienstag) verkündete ich dieser Runde also, dass ich raus bin. Auf unbestimmte Zeit. Und dasselbe tat ich bei allen anderen Runden. Wenn ich Spielleiter war, persönlich nach dem jeweils nächsten Termin. Sonst auch per geschriebener Nachricht.

Die Reaktionen waren durchweg positiv, mitunter sogar bestätigend. Ein Freund erinnerte mich sogar, daran, dass er auch schon Rollenspiel-Pausen hatte – zweimal sogar.

Und so bin ich mal weg.

Fragen, die ich mir stellte – und noch stelle:

Warum macht man sowas? So viele Runden? Zudem: Ich plante noch eine Myranor-Kurzkampagne. Die Antwort auf diese Fragen ist, dass vermutlich, dass ich meine Mitspieler mag. Diese sind auch keineswegs in den Gruppen deckungsgleich. Ich fürchtete, der Kontakt hänge an den Spielrunden. Bei einigen Runden war ich zudem der Meinung, „verantwortlich“ für das Wohl der Runde zu sein – vor allem, wenn ich Spielleiter war. Als Spieler möchte ich mitunter nichts verpassen.

Sind das überzeugende Gründe? Ich bin jemand mit einem hohen Pflichtbewusstsein. Das finde ich auch grundsätzlich gut. Fragen muss ich mich aber wohl, ob man (insbesondere als Spielleiter) durch Rollenspielgruppenzugehörigkeit eine unbedingte und zeitlich unbestimmt lange Pflicht auf sich nimmt. Die Antwort ist wohl eher nein – aber wenn das die Antwort ist, gibt es großen Unsicherheiten, ob lange Kampagnen, die ich grundsätzlich gerne mag, möglich bleiben. Am Ende muss man Dinge auch mal einfach durchziehen. Aber – es ist ein Hobby! Ein Hobby sollte ent- nicht belasten.

Vermutlich muss man (ich) eher versuchen, mir zu überlegen, welche Verantwortlichkeiten in eingehe, diese aber flexibler halten – als Spielleiter dürfte es in Ordnung sein, solche Freiheitsgrade zu haben. Spieler eher nicht, denke ich.

Kontakt zu den Mitspielern sollte nicht nur an den Spielrunden hängen. Sonst ist er vielleicht nicht wichtig genug. Und zudem auch einseitig.

Machte das Rollenspiel noch Spaß? Ja. Manchmal schon. Es gibt Abende, auf die ich mich immer noch sehr freute. Aber: Nicht so sehr, wie früher. Und manchmal war die Vorfreude auch überschaubar, gerade wenn ich auch noch etwas vorbereiten musste (wobei meine Vorbereitungszeit nach vielen, vielen Jahren Spielleitertum oft überschaubar ist).

Erfahrungen

Ich nahm und nehme die Auszeit als sehr befreiend war. Dass nicht mehr die deutliche Mehrzahl meiner Abende verplant ist, ist eine Errungenschaft. Momentan fehlt mir auch nichts. Ich habe dafür Bücher gelesen, mehr Sport gemacht oder einfach mal Zeit mit Nachdenken verbracht. Weil ich weniger fixe Termine habe, ist mein Leben auch deutlich entspannter.

Gleichwohl merke ich aber seit kurzem auch, dass langsam, ganz langsam, wieder Ideen kommen, was man doch mal machen könnte. Dieser Tage denke ich an die Myranor-Kurzkampagne, die ich doch plante. Vermutlich muss diese „Motivations-und-Begeisterungs-Pflanze“ noch etwas wachsen – mal sehen.

Ausblick

Klar ist für mich, dass ich nicht alle Gruppen fortführen werde. Insbesondere muss ich aufpassen, wo ich wieder als Spielleiter tätig werde. Das war ich zudem meist – warum eigentlich? Aber ich glaube, hier warte ich einfach ab, wonach mir der Sinn stehen wird – in ein paar Wochen. Oder so.

Resümee

Ich glaube, meine Rollenspiel-Detox-Phase wird eine gute Sache sein. Und auch, dass ich danach wieder mit alter Begeisterung „zurück“ sein werde.